Mit den Erfahrungen ehemaliger Heimkinder beschäftige ich mich seit langem. Beim sogenannten “Runden Tisch” in Bayern hatten Heimkinder die Chance zu erzählen, welche Erfahrungen sie in den Jahren und Jahrzehnten nach dem Krieg machen mussten, Lieblosigkeit, Mißbrauch, Vernachlässigung bis hin zu Sadismus. Natürlich gilt das nur für einen Teil – wie klein oder groß, kann ich nicht sagen – der Kinder, die im Heim gross wurden. Aber welches Menschenbild vorherrschte, zeigt ein Bild aus einer Ausstellung aus Baden- Würtemberg “Verwahrlost und gefährdet? Heimerziehung in Baden-Württemberg 1949-1975” – die zur Zeit in München – an einer sehr versteckten Stelle – zu sehen ist. Es zeigt die Gründe, die ausreichten, um anzunehmen, dass ein Kind von Verwahrlosung bedroht ist, z. B. Kind eines alleinerziehenden Elternteils zu sein, oder dass in der Familie schon mal psychiatrische Erkrankungen diagnostiziert worden waren. Kinder wurden dann zum Teil ohne Vorankündigung abgeholt und ins Heim gebracht. Dort standen den Kindern ab sechs Jahren dann drei Quadratmeter im Schlafraum zu. Wie eng die Betten stehen mussten, kann man sich dann vorstellen.
Herzlichen Dank an Melanie Seitz, die uns bei einer Führung durch die Ausstellung kompetent uund geduldig unsere Fragen beantwortete.

Kerstin Celina mit Melanie Seitz während der Wanderausstellung zur Heimkindern.

Plakat der Wanderausstellung “Verwahrlost und gefährdet? Heimerziehung in Baden-Württemberg 1949-1975”
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