Wasser – unsere wichtigste Ressource wird knapp

Immer weniger Grundwasser

Neben der Sozialpolitik liegt kaum ein Thema uns Grünen so sehr am Herzen wie die Umwelt. Dass sich die Tier- und Pflanzenwelt durch den Klimawandel in Zukunft massiv verändern wird, ist den meisten Menschen mittlerweile klar. Was viele hierzulande jedoch unterschätzen, ist wie dramatisch die Klimakatastrophe jetzt schon unser wichtigstes Gut bedroht: das Wasser

Besonders deutlich merkt man das in meiner Heimatregion Unterfranken, die leider schon als Steppe Bayerns bezeichnet wird.Durch den überdurchschnittlich starken Anstieg der Temperaturen ist der Grundwasserspiegel stark abgesunken; teils um bis zu zwei Meter. Das bedeutet nicht nur weniger potenzielles Trinkwasser, sondern es hat für die Landwirtschaft schon konkrete Auswirkungen: Nicht nur wächst manches Gemüse anders, auf den Anbau von wasserintensivem Gemüse wie Blumenkohl oder Süßkartoffeln verzichten manche Bauern inzwischen komplett.

Außerdem fällt seit einigen Jahren bis zu 20 % weniger Niederschlag im Jahr, was die Wasserknappheit verstärkt. Durch den zunehmenden Flächenfraß hat es der Regen auch immer schwerer, überhaupt ins Grundwasser zu kommen, sodass sich weniger bilden kann. Um herauszufinden, wie sich die Grundwasserneubildungsrate in den letzten Jahren entwickelt hat, und zu welchen Zwecken den Grundwasserkörpern, also abgegrenzten Grundwasservorkommen, Wasser entnommen wurde, habe ich der Bayerischen Staatsregierung eine Schriftliche Anfrage gestellt. Diese können Sie hier nachlesen. Zwischen den Zeiträumen von 1971-2000 und 2015-2019 ging die durchschnittliche Grundwasserneubildungsrate aus Niederschlag in Unterfranken sogar um 26 % zurück, wie die Anfrage von mir und Patrick Friedl aus diesem Sommer zeigt.

Knappes Trinkwasser

Wenn Gemeinden zu wenig Grundwasser haben, müssen Fernwasserleitungen gebaut werden, um das Trinkwasser zu transportieren. Wer zahlt das? Der Verbraucher. Dasselbe gilt, wenn sich die Nitratkonzentration im Grundwasser aufgrund des wenigen nachkommenden Wassers erhöht, sodass die Grenzwerte erreicht und die Brunnen gesperrt werden. Die Lösung dafür liegt aber nicht im Bau weiterer Fernwasserleitungen, sondern zum Beispiel in unserer Forderung, bis 2030 den Einsatz von Mineraldünger und Pestiziden zu halbieren!

Kampf um die Wasserrechte

Landwirtschaftliche Betriebe müssen sich die Wasserentnahme genehmigen lassen. Das ist richtig, da so sichergestellt werden soll, dass nicht zu viel Wasser entnommen wird. Während der Laufzeit dieser Rechte kann sich aber die Grundwassersituation vollkommen geändert haben, weswegen es wichtig ist, Genehmigungen nicht einfach durchzuwinken, sondern ausgiebig zu prüfen!

Doch die Bayerische Staatsregierung lässt Gemeinden allein mit der Entscheidung, ob und in welchem Umfang Genehmigungen weiter erteilt werden sollen. Laut unserer Anfrage vom März wurde schon im Jahr 2016 aufgrund der Wasserknappheit vorsorglich für die Gemeinden Bergtheim, Unterpleichfeld und Oberpleichfeld ein Moratorium ausgesprochen, das die Entnahmemenge für Neuanträge und Erhöhungen bestehender Rechte beschränkt.

Eigentlich wollte die Staatsregierung diesen Sommer Handlungsempfehlungen bezüglich der Grundwasserentnahme vorstellen, doch es ist nichts passiert. Das ist unverantwortlich, und schiebt wichtige Entscheidungsprozesse auf. Gerade aufgrund dieser Verzögerung finde ich es aber gut, dass die Gemeinden Unterpleichfeld, Hausen und Oberpleichfeld erst einmal gegen eine Verlängerung einer Entnahmeerlaubnis von 153 000 Kubikmeter Grundwasser für landwirtschaftliche Zwecke eines Betriebes gestimmt haben. Für uns ist klar, dass die Trinkwasserversorgung der Bürger*innen immer Vorrang hat und dass die überhöhten Pumpmengen der Landwirtschaft begrenzt werden sollten! Laut meiner Anfrage vom Juli erfasst die Bayerische Staatsregierung leider noch nicht einmal, wie viel Wasser jeweils für die Trinkwasserversorgung und wie viel zur Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen aus den jeweiligen Grundwasserkörpern entnommen wurde. Diese Datenlücke sollte schnellstens geschlossen werden.

Fehlende Kontrolle der Wasserentnahme

Nicht nur braucht die Staatsregierung viel zu lange, um Handlungsempfehlungen zur Wasserentnahme zu veröffentlichen, sie ist auch viel zu langsam dabei, diese zu kontrollieren. Auch wenn laut meiner Anfrage die Funktion der Messanlagen und die entnommene Wassermenge stichprobenartig überprüft werden sollte, berichten Bürger*innen, dass Manipulation leicht möglich und Kontrollen selten seien.

Es kann nicht sein, dass es bei fehlerhaften Aufzeichnungen von Wassermengen oder Mängeln bei Datenloggern zur Aufzeichnung der Wasserstände keine Konsequenzen für die Betreiber*innen gibt. Bei Überschreitung der erlaubten zu entnehmenden Wassermenge wurden die höheren Entnahmemengen sogar einfach nachträglich genehmigt! Wenn wir weiter so wenig kontrollieren und sanktionieren, sitzen wir bald alle auf dem Trockenen.

Bergtheimer Mulde

Ein Beispiel vor Ort ist die Bergtheimer Mulde: hier verweigert die CSU-Regierung seit Jahren auf allen Ebenen ein konsequentes Grundwassermanagement.  Die notwendigen Daten werden nicht herausgegeben von der Staatsregierung, obwohl aktuell die Wasserrechte auslaufen und neu vergeben werden, und zwar ohne wirklich konkrete Auflagen zum Wassersparen, wohlwissend, dass diese Genehmigungen dann erst mal wieder nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Eine geeignete Verplombung der Wasseruhren lehnt die Staatsregierung in München nach wie vor ab, Kontrollen vor Ort finden kaum statt. Ich frage mich inzwischen, ob diese Verweigerungshaltung der CSU-Regierung, konsequent Wassereinsparungen anzugehen, nicht sogar eine stillschweigende Billigung des Raubbaus an einer unserer wertvollsten Ressourcen, dem Wasser, ist. Ich befürchte, dass die notwendige Einsparung von Wasser nicht angepackt wird, weil geplant ist, über neue Leitungen Wasser nach Unterfranken zu transportieren und man sich bis dahin gemeinsam irgendwie rüberretten will: bis dahin fast keine Kontrollen durch die Behörden, keine verplombten Wasseruhren, kein ernsthaftes Wassermanagement. Wir leben aber nicht mehr im Schlaraffenland, selbst dem letzten müsste inzwischen klar sein, dass Wasser überall eine knapper werdende Ressource ist, und in allererster Linie der Verbrauch reduziert werden muss und die Böden in der Region in die Lage versetzt werden müssen, Regen aufzunehmen und zu speichern.

Im August 2022 wurde öffentlich bekannt, dass in der Bergtheimer Mulde stellenweise die Wasseruhren rückwärts laufen, dass also deutlich mehr Wasser entnommen wird als genehmigt ist. Diese Fälle beweisen erneut, dass die sogenannte “Eigenüberwachung” der Wasserentnahme kriminellen Umweltstraftaten den Weg ebnet.

Dass ausgerechnet das Umweltamt in dieser Situation weit weg vom Landratsamt untergebracht wird, sehe ich als klares Zeichen für die Prioritäten unseres CSU-Landrats, die offensichtlich explizit nicht beim Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen liegen. Eine wesentlich schärfere Stellungnahme für den konsequenten Schutz des Grundwassers, das uns allen gehört, wäre in dieser Situation angebracht gewesen. Enttäuschend, dass sie nicht kam, aber nicht überraschend, das passt in die Linie der vergangenen Jahre, was die Ausrichtung des Landratsamtes in Umweltthemen angeht.

Es reicht definitiv nicht, ein einzelnes, popeliges Bußgeld zu verhängen, diese bisherige Nicht-Handlungs-Linie schützt die falschen und bestraft werden die ehrlichen, nämlich diejenigen, die sorgsam mit unserem Wasser umgehen und die in die Röhre schauen, wenn nichts mehr da ist. 

Klar ist: der Fisch stinkt vom Kopf her: Söder verspricht alles, inklusive Wassercent, übrig bleibt heiße Luft in München und ungenierter Raubbau an unseren Ressourcen an vielen Ecken hier im Landkreis Würzburg. Die Behörden vor Ort könnten stärker durchgreifen, wenn sie wollten, sie könnten in München bei der Regierung Druck machen, aber nichts davon passiert. 
Die Uhren in der Söder-Regierung und im Landratsamt laufen genauso falsch wie hier die Wasseruhren! Da hat noch niemand gemerkt, dass es fünf nach zwölf ist!

Tiefe Brunnen

Wir, die drei unterfränkischen Abgeordneten der GRÜNEN im Bayerischen Landtag, Kerstin Celina, Patrick Friedl und Paul Knoblach haben am 22.5. drei weitere, ergänzende Fragen zu dem Thema an die Bayerische Staatsregierung gestellt und interessante Antworten erhalten.

Es geht konkret darum, ob Brunnen in etwa 150m Tiefe, die also weit unter die für landwirtschaftliche Bewässerung zulässige Tiefe (erster und zweiter Grundwasserstockkörper) gebohrt wurden, bis in das besonders geschützte Trinkwasser hinein, gebohrt wurden, wenn ja wie viele, warum und wann die Genehmigung erteilt wurde, und daraus aktuell Wasser entnommen wird und ob und wann sie rückgebaut werden müssen.

Die Antworten sind klar.

Es gibt einen fast 150m tiefen Brunnen in der Bergtheimer Mulde, der im Jahr 2003 genehmigt wurde, die Gründe für die damalige Einzelfallentscheidung des WWA Aschaffenburg werden nicht genannt. „Nach der aktuellen Begutachtungspraxis ist eine derartige Tiefe nicht mehr zulässig. Der konkrete Rückbau wird derzeit abgestimmt”, schreibt die Staatsregierung in ihrer Antwort auf die Frage von MdL Kerstin Celina. Für uns drei Abgeordnete steht fest: Ohne den Druck der GRÜNEN im Landtag und vor Ort, ohne den Druck der Bevölkerung und ohne die detaillierte Recherche der Medien wäre diese Wende hin zu einem Rückbau des viel zu tiefen Brunnens mit Sicherheit nicht erfolgt. Dafür spricht auch, dass weder ein konkreter Zeitpunkt für den Beginn der „Abstimmung über den Rückbau“ genannt wird, noch ein konkreter Zeitpunkt für das geplante Ende. Wir sehen deswegen hier deswegen nur eine sehr langsame Kehrtwende, die wir definitiv weiter beobachten werden, um sicherzustellen, dass sie nicht im Sande verläuft.

Wir gehen aufgrund dieser Antwort davon aus, dass aus diesem Brunnen aktuell immer noch Wasser aus den unteren, besonders wertvollen Grundwasserkörpern zur Bewässerung entnommen wird, und fordern, dies sofort zu stoppen. Die Entnahme des Wassers aus diesem Brunnen widerspricht eindeutig den aktuellen Genehmigungsgrundlagen für die landwirtschaftliche Bewässerung, wie die Staatsregierung dem MdL Patrick Friedl und dem MdL Paul Knoblach bestätigt: „Für die landwirtschaftliche Bewässerung wird nur eine Grundwasserentnahme aus dem ersten und obersten Grundwasserstockwerk im wasserrechtlichen Verfahren positiv begutachtet. In Einzelfällen kann, in Abhängigkeit der geologischen Formation und hydrogeologischen Verhältnisse, die Schnittstelle zwischen dem ersten (oberflächennahen) und zweiten (tieferliegenden) Grundwasserstockwerk fließend sein.

Wir fordern deshalb, diesen Brunnen unverzüglich amtlich zu versiegeln und eine Wasserentnahme zu stoppen, denn eine Wasserentnahme ist immer auch mit der möglichen Verschmutzung des Wasserkörpers verbunden, und das in 150m gelagerte Wasser ist zu kostbar, um dies zu riskieren. Es geht nicht darum, jemandem die genehmigten Wasserrechte zu entziehen, und einen Ernteausfall bei zunehmender Trockenheit zu riskieren, sondern es geht darum sicherzustellen, dass die genehmigte Menge Wasser nur aus den Brunnen erfolgt, die nicht unter den zweiten Grundwasserstockkörper reichen.

Eine Genehmigung für einen Brunnen in dieser Tiefe würde nicht mehr gegeben werden, außerdem handelt es sich um einen Einzelfall in ganz Unterfranken. Die Staatsregierung schreibt dem Abgeordneten Friedl: „Außer einem in der Bergtheimer Mulde liegenden Brunnen, der das tieferliegende dritte Grundwasserstockwerk erschließt (vgl. Anfrage zum Plenum MdL Celina vom 22.05.2023), sind den nachgeordneten Behörden keine weiteren Brunnen bzw. Grundwasserentnahmen für die landwirtschaftliche Bewässerung bekannt, die dieses Grundwasserstockwerk erschließen“. Auch das bestätigt, dass die aus uns unbekannten Gründen erfolgte Einzelfallgenehmigung zur Wasserentnahme aus diesem Brunnen mit sofortiger Wirkung entzogen werden muss.

Die Recherche der Main-Post und des BR zeigt die eklatanten Datenlücken der staatlichen Behörden auf. Eine weitere Datenlücke wurde in unseren Anfragen bestätigt: die Staatsregierung weiß nicht, für welche Brunnen Anordnungen zum Rückbau erlassen wurden. Sie schreibt dem Abgeordneten Paul Knoblach: „Anordnungen mit Fristsetzung zum Rückbau wurden in den letzten fünf Jahren in einzelnen Fällen erlassen. Eine Statistik wird hierüber nicht geführt“. Das heißt, niemand kann nachprüfen, ob der Rückbau der Brunnen fristgerecht erfolgte oder nicht. Keine Statistik bedeutet auch, dass die Staatsregierung weder jetzt noch in Zukunft nachweisen kann, dass die notwendigen Rückbauarbeiten vollzogen, überwacht und abschließend geprüft wurden. Transparenz sieht anders aus, so läuft auch Bürger- und Presseinformationsrechte ins Leere, ebenso die der Abgeordneten.

Grüne Lösungsvorschläge

Damit wir auch in Zukunft noch durch grüne Felder spazieren, saftige Früchte genießen können und vor allem sauberes und ausreichend Trinkwasser haben, müssen wir klare und nachhaltige Grundwasserkonzepte aufstellen. Wir Grünen fordern neben einem Rückgang der Entnahmemengen und stärkerer Kontrollen vor allem langfristige Maßnahmen, sodass sich überhaupt wieder genügend Grundwasser neubilden kann. Dazu zählt weniger Flächenfraß und weniger Baumaßnahmen, die dabei den Boden entwässern.

Es gibt aber auch sehr spannende innovative Projekte, um den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft zu senken. Eines davon haben meine Kollegen Patrick Friedl, Paul Knoblach und ich uns bei Vinaqua in Volkach angesehen. Dabei wird Wasser in Pufferbecken gelagert, um es dann per Tröpfchenbewässerung gezielter einsetzen zu können.

Auch durch die Pflanzenauswahl lässt sich das kühle Nass schützen: So nimmt beispielsweise die „Durchwachsene Silphie“ im Herbst, wenn der Boden nicht bearbeitet wird, durch die Durchwurzelung konstant Nitrat aus dem Boden auf und kann durch ihre Stängel ihren eigenen Wasservorrat aus Tau- und Regenwasser bilden.


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