MdL Celina besucht berufliche Reha-Einrichtung für Menschen mit psychischen Erkrankungen
Die sozialpolitische Sprecherin der GRÜNEN Landtagsfraktion, Kerstin Celina, stattete dem Haus St. Michael in Würzburg, einer Einrichtung für medizinische und berufliche Rehabilitation von Menschen mit psychischen Erkrankungen, einen Informationsbesuch ab. Das Haus St. Michael wurde 1977 als eine der bundesweit ersten Einrichtungen dieser Art für Menschen mit psychischer Erkrankung gegründet und gehört seit 2005 dem Erthal-Sozialwerk. „Medizinische Rehabilitation nach einer körperlichen Erkrankung kennen die meisten Menschen. Welche Möglichkeiten es gibt, mit einer psychischen Erkrankung den Wiedereinstieg in den beruflichen Alltag zu schaffen, wissen die wenigsten, weder Betroffene noch Angehörige“ erläuterte die Leiterin des Hauses, Ilona Englert der Besucherin aus dem Bayerischen Landtag. Im ehemaligen „Technikum“- Hotel in der Berner Straße arbeiten Fachärzte für Psychiatrie, Psychologie und Neuropsychologie, Sozialpädagogen, und weitere Fachkräfte in den verschiedenen Arbeitsbereichen. Celina lobte das Konzept, mit dem vor allem jungen Menschen die Möglichkeit gegeben werde, trotz einer psychischen Erkrankung die eigenen Stärken zu erkennen, Selbstbewusstsein zu bekommen und wieder „im Leben“ anzukommen.
„Viele ziehen sich allmählich zurück, werden immer einsamer und finden aus dem tiefen Loch, in dem sie sich befinden nicht mehr heraus. Die Angehörigen und Freunde erkennen aber oft nicht, dass z.B. eine Depression oder eine andere psychische Erkrankung der Auslöser ist für das Verhalten des Erkrankten, und glauben, der Betroffene könne sich selbst helfen, wenn er nur wolle.“ Celina erinnerte an die vor kurzem erfolgreich in den Landtag eingebrachte Petition einer Gruppe von Münchner Rehabilitanden mit dem Ziel, auch im Unterricht über Depressionen aufzuklären. „Gerade, weil die meisten Menschen viel zu wenig über psychische Erkrankungen und wie man damit umgeht wissen, ist es wichtig Hilfsmöglichkeiten aufzuzeigen, in der Schule ebenso wie im Arbeitsleben. Eine psychische Erkrankung kann jeden treffen, Jugendliche und Erwachsene, in Schule, Ausbildung oder Studium.“
Englert zeigte bei dem gemeinsamen Rundgang die einzelnen Bereiche für die verschiedenen Phasen einer Therapie. „Wichtig ist, dass das, was man tut, einen Sinn hat“ und zeigte auf einen Stuhl, den ein Rehabilitand gerade restaurierte. „Dieser Stuhl wird hier nach Fertigstellung benutzt werden, das motiviert natürlich.“ Die meisten der Teilnehmer*innen sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, viele haben Erfahrungen mit Mobbing, manche kommen über traumatische Ereignisse nicht hinweg, oder haben aus ihrem familiären Hintergrund heraus die Veranlagung zu einer psychischen Erkrankung, oft kommt mehreres zusammen, erläuterte Englert. „Etwa 80 % unserer Patienten schaffen den Wiedereinstieg in den normalen Arbeitsmarkt und bleiben dort, wenn auch oft nicht mit der vollen Stundenzahl“. Die Finanzierung der Maßnahmen erfolgt durch die Krankenkassen, Rentenversicherungen, Bundesagentur für Arbeit, ggf. auch in Kooperation mit dem Bezirk. In ganz Bayern gibt es bisher nur acht Einrichtungen für berufliche und medizinische Rehabilitation, eine davon ist das Haus St. Michael in Würzburg. „Der Bedarf wird steigen“ vermutete Celina, „und wenn es gelingt, junge Menschen wieder ins Berufsleben zurückzuführen, ihnen Selbstvertrauen und Wertschätzung mitzugeben, ist das für uns alle ein Gewinn, nicht nur für die Betroffenen und deren Angehörige.